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Mannheimer Eltern klagen über Unterrichtsausfälle

Eltern in ganz Baden-Württemberg machen mobil: Nachdem die Elterninitiative „G9 jetzt“ von Anja Plesch-Grubner und Corinna Fellner vor wenigen Tagen einen Volksantrag zur Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums gestartet hat, laufen Aktionen. Denn binnen Jahresfrist müssen 39 000 Unterschriften gesammelt werden. Dann wäre der Landtag verpflichtet, über den Gesetzentwurf der Initiative abzustimmen.

Dass die erste Hürde – 39 000 Stimmen landesweit – locker zu schaffen sein müsste, davon ist Thorsten Papendick, Vorsitzender des Mannheimer Gesamtelternbeirats (GEB), überzeugt. Allein schon in Mannheim wolle und werde man dazu einen entscheidenden Beitrag leisten, sagte er bei der ersten GEB-Vollversammung im neuen Schuljahr in der Aula der Heinrich-Lanz-Schule. „Ich könnte mir gut vorstellen, zu G9 zurückzukehren, sagte kurz darauf Roland Haaß, Direktor des Johanna-Geissmar-Gymnasiums (JGG) auf der Schönau.

Haaß ist daneben geschäftsführender Leiter der Mannheimer Gymnasien – und ebenso neu im Amt wie Klaus Zeimer und Lars Hoffmann Konrad-Duden-Realschule). Zeimer fungiert seit September als Geschäftsführer der beruflichen Schulen, Hoffmann vertritt die Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen. Alle drei waren zum GEB gekommen, um sich vorzustellen und das Gespräch mit den Eltern zu suchen.

Wunsch nach mehr Sozialarbeitern

Als ein zentrales Thema kristallisierte sich sehr schnell der Unterrichtsausfall heraus. Papendicks Stellvertreterin Nadine Sabra berichtete von ihrer Tochter, bei der ein Großteil der Schulstunden nur noch mit Vertretungen gehalten werden könne. Es klinge zunächst gut, wenn von einer 100-prozentigen Lehrerversorgung gesprochen werde, so Thorsten Papendick dazu. Aber das bedeute, dass mit jedem einzelnen Krankheitsfall Unterricht auf der Strecke bleibe. Der GEB fordert deshalb eine Lehrkräfteversorgung von „mindestens 115 Prozent, und zwar in jeder Schule“.

Für Klaus Zeimer, Leiter der gastgebenden Heinrich-Lanz-Schule, wären 120 bis 130 Prozent Versorgung „das Optimum“. In den beruflichen Schulen hielten sich die Ausfälle allerdings noch in Grenzen. Roland Haaß erhebt die Zahlen wöchentlich, im JGG lägen die Krankheitsfälle derzeit bei maximal zwei Prozent und seien damit (noch) recht überschaubar. Aber das könne durchaus auch ganz anders aussehen, „wenn es blöd läuft“. Engpässe sieht er bei den Gymnasien vor allem in bestimmten Fächern, wie etwa Informatik oder Kunst. Es sei sehr schwer, dafür Kräfte zu gewinnen.

Für eine Schule ohne Kranke, so Lars Hoffmann, sei eine 100-prozentige Versorgung „eigentlich ganz gut“. Das sei in Mannheim in der Regel gewährleistet, anders als in manch anderen Gegenden. Doch es gibt kaum eine Schule, die keine Krankheitsfälle zu verzeichnen hat. Sein Konrektor habe ihm vor zwei Tagen staunend berichtet, heute sei der erste Tag in diesem Schuljahr ohne einen Kranken.

Nicht zuletzt wünscht Lars Hoffmann sich mehr Sonderpädagogen für Inklusionsklassen – und: „Alle lechzen nach Schulsozialarbeit.“ Die Duden-Realschule beispielsweise hat – wie etliche andere – eine halbe Stelle. Das hält der Rektor für zu wenig – und ist damit völlig im Einklang mit dem GEB. Die Eltern fordern für jede Mannheimer Schule mindestens eine volle Stelle.

Fähigkeiten entdecken

Für ihre Vorstellungen von guter Bildung sind sie vor wenigen Wochen auf die Straße gegangen und haben protestiert. Das soll kein Einzelfall bleiben, kündigte Papendick an: „Wir möchten weiterhin laut sein. Nur wenn wir laut sind und wenn wir viele sind, werden wir wahrgenommen.“ Deshalb seien auch künftig Demos geplant.

Bei der GEB-Vollversammlung berichtete außerdem Joschi Kratzer über das Schülerreferat, eine Einrichtung in Trägerschaft der katholischen Gesamtkirchengemeinde, die mit der Stadt kooperiert und von ihr unterstützt wird. Die Angebote von Schülerreferent Kratzer richten sich in erster Linie an Klassen.

Allein in diesem, seit September laufenden Schuljahr hat Kratzer 571 Schülerinnen und Schüler an neun weiterführenden Schulen auf ihrem persönlichen Lebensweg begleitet und sie unterstützt, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Das Schülerreferat bildet auch Streitschlichter und Mentoren aus, berät Lehrkräfte und Eltern. Schulentwicklung funktioniere nur mit allen gemeinsam, so Kratzer.

Tipps zum Umgang mit Handys

„Mein Kind und das Handy – das Handy und mein Kind“: Unter diesem Titel ging Medienwissenschaftlerin Meike Uhrig beim Gesamtelternbeirat auf Probleme beim Umgang mit Handys ein.

Sie empfahl Strategien, damit Kinder nicht in ein Suchtverhalten geraten – und ging auf Anzeichen ein, die auf ein Suchtverhalten schließen lassen.

Den Eltern riet sie, mit ihren Kindern feste Regeln beim Umgang mit Handys zu vereinbaren, zum Beispiel handyfreie Familienzeiten oder: Zwei Stunden vor dem Schlafengehen bleibt das Gerät aus.

Meike Uhrig wies daneben auf verschiedene (nicht nur) bei Kindern beliebte Anwendungen (Apps) und auf deren Gefahrenpotenzial hin.

So erzeuge TikTok ein hohes Suchtpotenzial – und WhatsApp dürfe alle Profilbilder der privaten Nutzer frei verwenden.

Quelle: Mannheimer Morgen (Bertram Bähr)

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