Eltern demonstrieren gegen die problematische Lage an Schulen und in Kitas
Drehen die Schulen wegen der Energieknappheit die Heizungen runter? Ist der Schwimmunterricht in Gefahr? Kommt eine Erhöhung des Klassenteilers in Schulklassen und der Gruppengrößen in Kitas? Noch haben die Eltern von Schul- und Kindergartenkindern keine Antworten auf diese Fragen. Aber die Befürchtungen sind groß. „Es geht uns darum, vorzubauen“, sagt Thorsten Papendick, Vorsitzender des Mannheimer Gesamtelternbeirats (GEB). Unter anderem deshalb ruft die Organisation gemeinsam mit der Bildungsgewerkschaft GEW zu einer großen Demo auf.
„The BildungsLÄND first“: Unter diesem Titel steht der Protest, der am Samstag, 8. Oktober, 14 Uhr, auf dem Alten Meßplatz beginnt. Von dort ziehen die Demonstranten über den Neckar und die Breite Straße zum Ehrenhof des Schlosses. Die Rednerliste steht noch nicht endgültig fest, aber zu Wort kommen werden unter anderem Politiker und Gewerkschaftsvertreter.
Vermehrt Krankheitsfälle
Mit dem Motto der Demo spielen GEB und GEW auf die Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg „Willkommen in THE LÄND“ an. Das vor einem knappen Jahr gestartete Image-Projekt sorgt für Diskussionen – nicht zuletzt, weil es 21 Millionen Euro kostet.
Bei der Protestaktion geht es nicht nur darum, problematischen Entwicklungen vorzubeugen. Denn regelrecht sauer sind die Betroffenen längst über die aktuelle Situation. Schon kurz nach dem Start ins neue Schuljahr falle Unterricht aus, kritisiert Papendick, die Lehrerversorgung sei völlig unbefriedigend. In einzelnen Grundschulen hätten vom ersten Tag an nicht alle Stellen besetzt werden können. Und die Vertretungsreserve, die in den Vorjahren in der Regel zumindest ein paar Monate lang Luft verschaffte, ist aktuell schon zu Beginn des Schuljahres nahezu aufgebraucht.
Hier setzt auch die GEW an. Sie fordert einen „Stufenplan für den Ausbau der Vertretungsreserve“. Bisher fehle dafür im Entwurf für den Landeshaushalt, der am 26. Oktober dem Landtag vorgelegt wird, Geld. Die GEW schlägt vor, zur Finanzierung des Stufenplans gut die Hälfte der Mittel aus der „THE LÄND“-Kampagne – zwölf Millionen Euro – umzuschichten. Damit könnten 200 neue Vertretungsstellen jährlich geschaffen werden. Das sei allerdings „nur ein Beispiel, wie die Landesregierung mit überschaubaren Investitionen für bessere Bildung sorgen kann“, betont die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.
Zusätzlich zu den fehlenden Vertretungslehrkräften „kommen jetzt noch die witterungsbedingten Krankheitsfälle hinzu“, beklagt Thorsten Papendick im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“: „Das ist eine absolut prekäre Situation.“ Der GEB fordert außerdem, „massiv in die Ausbildung zu investieren“, damit sich die Situation „zumindest mittelfristig“ verbessere. Papendick: „Wir halten jetzt nicht mehr still. Wir setzten ein Zeichen, um die Handlungsträger zum Handeln zu motivieren. Denn so kann es nicht mehr weitergehen.“
Quelle: Mannheimer Morgen (Bertram Bähr)