Offener Brief an Frau Ministerin Dr. Susanne Eisenmann: Corona-Pandemie – Hilferuf der Eltern

Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Eisenmann,

wir Eltern sind verzweifelt und überfordert. Wir brauchen jetzt Ihre Hilfe!

Am 6. April haben Sie uns versichert, dass Sie alles dafür tun, damit keine Schülerin und kein Schüler einen Nachteil aus der Corona-Krise haben wird. Das Gegenteil ist aber der Fall!

Seit dem 17. März sind die Schulen in Baden-Württemberg geschlossen. Eine Notfallsituation für alle Beteiligten. Wir erleben seit 6 Wochen eine Überforderung der Lehrer*innen, Eltern und unserer Kinder. Wir sind verzweifelt und warten dringend auf Lösungen. Wir brauchen eine Orientierung und fordern einen nachvollziehbaren, zeitlich strukturierten Plan.

Wir erkennen keine Strategie hinter den Entscheidungen des Kultusministeriums. Die Informationspolitik ist völlig unzureichend und intransparent. Wir sehen keine Führung.

Wir sind überfordert mit der pädagogischen Freiheit des Lernmitteleinsatzes. Kinder in unterschiedlichen Schulen und Jahrgängen, das bedeutet im Moment die unterschiedlichsten Lernmittel und Plattformen. Nach Einhaltung des Datenschutzes fragt gefühlt niemand mehr. Eltern werden stillschweigend zu Hilfslehrern rekrutiert. Wir sind keine Pädagogen und nicht in der Lage, Lerninhalte nach aktuellen Lehrmethoden zu vermitteln. Im Heimunterricht brauchen wir sofort landesweit ein Konzept, einheitliche Lernmittel auf einer funktionierenden, digitalen Plattform.

Familien haben keine ausreichende Anzahl an Endgeräten (mehrere Kinder im Haushalt plus „home office“, das ist im Moment Alltag und Bildungsrealität). Drucker sind im privaten Haushalt nicht selbstverständlich, jetzt sind sie plötzlich notwendig, um die Arbeitsmaterialien zu bearbeiten. Den Eltern und deren Kindern fehlen der unbegrenzte Zugang zum Internet und die entsprechenden Endgeräte.

Die bestehende soziale Ungerechtigkeit wird zementiert, und die Bildungsschere wird immer größer. Bisher vollkommen ungeklärt ist die Frage, welche konkreten Hilfen Kindern angeboten werden können, die vom Elternhaus nur unzureichende oder sogar keinerlei Unterstützung bekommen.

Unseren Kindern fehlt die Struktur. Ein persönlicher Kontakt zwischen Lehrer*in und unseren Kinder ist dabei unverzichtbar. Kinder brauchen eine Regelmäßigkeit in ihrem Tagesablauf, dieser muss für uns Eltern planbar sein und die Voraussetzungen müssen dafür nach Ihren Vorgaben geschaffen werden.

Die Bildungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Lehrer*innen ist unverzichtbar, und wir bitten „alle“ daran mitzuwirken.

Wir brauchen und erwarten jetzt Ihre Führung. Handeln Sie!

Mit freundlichen Grüßen
Gesamtelternbeirat² der Stadt Mannheim